11. November 2021

Start-up-Standort Hessen weiterentwickeln und fördern

Chancen der Digitalisierung nutzen – Herausforderungen durch Innovationen meistern

Hier könnt ihr ab Minute 12:44 das Video zu meiner Rede sehen.

Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren!

In Hessen gibt es beste Voraussetzungen für erfolgreiche Gründungen. Wir haben hier eine starke Bildungslandschaft.
Wir haben viele forschungsstarke Hochschulen und Universitäten, und wir haben vor allem eine sehr innovative
Wirtschaft. Dazu kommt, dass die Politik in den letzten Jahren verstärkt kontinuierlich dafür gesorgt hat, das Umfeld für
Gründungen und für Start-ups zu verbessern. Das belegen uns verschiedene Untersuchungen, verschiedene Ausarbeitungen, z. B. der „Startup Monitor 2021“, der uns in Hessen ein aktives Start-up-Ökosystem attestiert.

Wichtiger als Rankings ist es uns aber, dass wir in Hessen richtige Gründerinnen und Gründer anziehen, besonders in
den Branchen Social Entrepreneurship, bei Green Start-ups und im Bereich Green Finance. Da steht Hessen gut da.
Uns ist wichtig, dass Neugründungen einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, nicht nur Clickworker anziehen,
und damit helfen, die großen Herausforderungen, nämlich die Klimakrise und die Digitalisierung, zu bewältigen. Dafür
haben wir hier in Hessen hervorragende Voraussetzungen geschaffen. Allerdings sind die letzten zwei Jahre nicht spurlos an der Gründerszene vorbeigegangen. Die wirtschaftliche Unsicherheit durch Corona hat Unternehmerinnen und Unternehmer und auch die Gründerinnen und Gründer schwer belastet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es bundesweit wie auch in Hessen einen Rückgang an Gründungen gab. Grund dafür war vor allem der Ausfall an Veranstaltungen. Das finde ich besonders spannend, da es zeigt, wie wichtig für die Start-ups und die Unternehmensgründer die Veranstaltungen und Vernetzungsevents sind. Das wird nämlich als Hauptbeeinträchtigung durch die Corona-Pandemie genannt. Aber auch die Verzögerung von Aufträgen gilt als große Beeinträchtigung, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat.
Auf der anderen Seite erleben wir den Digitalisierungsschub durch Corona in allen Lebensbereichen. Das wiederum
wird von vielen Start-ups auch als Vorteil oder Chance gesehen; denn dort können neue Geschäftsmodelle entstehen.
Das kann neue Chancen eröffnen. Herr Naas, Sie haben richtig gesagt, Gründungen und Start-ups sind nicht gleichzusetzen. Beide Gruppen haben unterschiedliche Bedarfe. Wir in Hessen adressieren mit einem breiten Angebot an Förderung beide Gruppen; denn sowohl Start-ups als auch Gründungen sind wichtig für den Wirtschaftsstandort Hessen und für die Innovationskraft unserer hessischen Wirtschaft.

Das Wichtigste zur Förderung der Gründerszene ist die Vernetzung der Akteure, also das Zusammenbringen von Financiers und Start-ups, der Zugang zur Förderung, kurz gesagt, das Ökosystem, in dem sich eine Gründung oder
ein Start-up bewegt. Dafür gibt es seit diesem Jahr das StartHub Hessen, also eine zentrale Anlaufstelle für Startups,
wo sie sich erkundigen und auch Beratung erfahren können, welche Fördermöglichkeiten für sie explizit zutreffen,
wo sich Investoren und weitere Interessenten vernetzen. Das StartHub Hessen stärkt das Ökosystem hessenweit.
Natürlich ist der Erfolg von Neugründungen auch davon abhängig, wie der Zugang zu Kapital ist. Die Frage von Finanzierung ist quasi ein Dauerthema für Start-ups. Hier haben wir die Futury-Fonds. Das Land Hessen hat in Kooperation mit bekannten privaten Venture-Capital-Gebern attraktive Beteiligungsfonds aufgebaut und kann damit Beteiligungskapital bereitstellen, und zwar sowohl für die Anfangsphase als auch über die verschiedenen Phasen hinaus, bis hin zur Wachstumsphase, wo ganz andere Finanzierungsbedarfe vorhanden sind. – Die Voraussetzungen sind sehr gut. Es gibt schon einige Start-ups, die das in Anspruch genommen haben. Einer der bekanntesten, Wingcopter, war letztens groß in der Presse. Diese Beteiligungsfonds werden angenommen und funktionieren gut. Das schließt eine Lücke in dem hessischen Finanzierungssystem. Besonders freue ich mich, wenn im nächsten Jahr die Gründerstipendien kommen. Diese sind vor allem für die Leute außerhalb der Universitäten
noch einmal eine gute Unterstützung in der Anfangsphase. – Warum nächstes Jahr? Wir haben sie im Haushalt
2022 eingestellt. Sie werden ein weiterer Baustein sein, mit dem wir das Gründerumfeld in Hessen verbessern.

Für die Finanzierungsphase von jungen Unternehmen haben wir also die öffentlich-privaten Fonds, an denen das
Land beteiligt ist, und das relativ neue Förderprogramm Distr@l, das auch wiederum ein sehr gutes Angebot macht,
um die Transferausgründungen aus den Hochschulen noch einmal direkt zu unterstützen oder im Bereich künstliche
Intelligenz und Digitalisierung Gründungen in diesen wichtigen Zukunftsfeldern hervorzubringen. Es gibt noch mehr. – Die Antragslage ist sehr gut, Herr Dr. Naas. Sie machen das in Ihrem Umkreis vielleicht weniger bekannt, aber alle, denen ich das weitergebe, sind sehr positiv überrascht über das gute Angebot, das das Land Hessen in dem Bereich macht. Sehr viele sind auch schon zur positiven Antragserstellung gekommen. Es gibt also sehr viele Programme. Ich denke aber, es ist in der kleinen Aufzählung deutlich geworden, wir haben ein breites Angebot für Start-ups und arbeiten auch kontinuierlich daran, diese Rahmenbedingungen zu verbessern. Das wird Hessen von der Szene – das zeigen diverse Auswertungen und diverse Monitoringberichte – positiv attestiert.

Unternehmen sind so vielfältig wie die Menschen, die sie aufbauen. Viele sind nicht profitorientiert, sondern wollen
gesellschaftlich auch etwas verändern, wie z. B. der Gewinner des Hessischen Gründerpreises 2020/2021, nämlich
das Unternehmen „Grafik-Idee Textilwerbung“. Das Unternehmen hat Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensphilosophie verankert und daher vollkommen verdient den Preis in der Kategorie „Zukunftsfähige Nachfolge“ bekommen. Nachhaltigkeit wird für Start-ups immer wichtiger. Inzwischen sind ein Drittel der hessischen Gründungen Green Start-ups. Damit liegt Hessen im deutschlandweiten Vergleich weit vorne. Das zeigt auch, wie wirkungsvoll es ist, wenn Schwerpunkte in dieser Förderung gelegt werden. Auch beim Social Entrepreneurship war Hessen mit dem Sozialinnovator bundesweit Vorreiter. Sozialunternehmer sind Unternehmerinnen und Unternehmer, die nicht nur am Profit orientiert sind, sondern die durch unternehmerisches Handeln gesellschaftliche Herausforderungen lösen wollen. Da sehen wir, dass die gute Förderlandschaft in Hessen dazu führt, dass knapp 12 % der gesamtdeutschen Social Entrepreneurships aus Hessen kommen. Deshalb ist es auch wichtig, dass die Landesregierung weiterhin aktiv dieses Themenfeld des sozialen Unternehmertums in den Blick nimmt und die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.

Sie führen in Ihrem Antrag den KfW-Gründungsmonitor an. Ja, da liegen wir auf Platz 8. Zu bedenken ist, wovon
die Gründungen abhängig sind, dass z. B. Stadtstaaten per se eine höhere Gründungstätigkeit haben, durch den sogenannten Berliner Effekt auch das Land Brandenburg. Aber im Vergleich zu den Flächenländern stehen wir nicht
schlecht da. Was vor allem aber ausschlaggebend ist: Dieser KfW-Gründungsmonitor bezieht sich auf Daten, die aus
den Jahren 2017 bis 2019 stammen. Das heißt, es ist keine so aktuelle Untersuchung. Wenn man sich andere Zahlen anschaut, so beispielsweise den Gründerreport, den Sie auch schon aufgeführt haben, so sieht man, dort wird durchaus eine positive Entwicklung bestätigt. In den Jahren 2020/2021 konnten wir trotz Pandemie in Hessen einen Zugewinn von 6.634 Unternehmen verzeichnen. Das ist durchaus ein guter Wert für Hessen. Besonders spannend ist der Gründerreport in Bezug auf die Staatsangehörigkeit von Gründerinnen und Gründern. Dort wird nämlich festgestellt, dass 27 %, also knapp ein Drittel der hessischen Gründerinnen und Gründer von Einzelunternehmen, eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit haben. Dort stellen vor allem die polnischen Staatsangehörigen seit Jahren die größte Gruppe. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig EU-Freizügigkeit und Migration sind, auch aus dem unternehmerischen Kontext. Es macht andererseits die unterschiedliche Gründungsmentalität deutlich. Das Thema Mut zur Gründung und Mut zur Selbstständigkeit ist durchaus eines, das in den Schulen und in den Bildungseinrichtungen stärker aufgegriffen werden kann.

Sehr geehrte Damen und Herren, es passiert in Hessen eine Menge, um die Rahmenbedingungen für Gründungen zu
verbessern. Das ist vor allem dem Einsatz des Wirtschafts-, aber auch des Finanzministeriums zu verdanken. Dass die
Bemühungen Früchte tragen, zeigt sich an den zunehmenden Gründungszahlen trotz Corona sehr deutlich. Zukünftig werden wir die Herausforderung haben, das Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung noch stärker in den Fokus zu nehmen und Gründerstandorte, die außerhalb des Rhein-Main-Gebiets liegen, wo wir schon sehr gut sind, besser in den Blick zu nehmen. Es passiert schon eine Menge in Mittel- und Nordhessen. Auch im ländlichen Raum gibt es sehr gute Ideen. Hier sorgen wir dafür, dass das Thema auch weiter in die Fläche kommt. – Vielen
Dank.

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