Der 3. Deutsche Social Entrepreneurship Monitor 2020/2021 zeigt deutlich, dass Sozialunternehmen in Hessen an Relevanz gewinnen und helfen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Doch es gibt noch viel zu tun – auch auf der Seite der Politik.
Der Deutsche Social Entrepreneurship Monitor (DSEM), erstellt durch das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND), gibt auch in diesem Jahr einen Überblick über Potenziale und Herausforderungen von Sozialunternehmen in Deutschland. Aus der aktuellen Studie für 2020/2021 geht hervor, dass Sozialunternehmen einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten.
So gaben beispielsweise 74,8% der Unternehmen an, Gewinne größtenteils für einen gesellschaftlichen Zweck zu reinvestieren oder zu spenden. Bundesweit sind die teilnehmenden Organisationen sechs Jahre alt.
“Das Interesse an der Gründung eines sozial orientierten Startups ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Menschen sehen gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen und wollen diese meistern”, weiß Christian Deiters. Er hat vor einigen Jahren mit social-startups.de eine Plattform für sozialorientierte Unternehmen aufgebaut und fördert mit einem ehrenamtlichen Team Startups aus dem Bereich.
Da insgesamt 11,7% der DSEM-Sozialunternehmen ihren Hauptsitz in Hessen angegeben haben, blickt eine Sonderauswertung auf dieses Bundesland. Dort sind 58% der teilnehmenden Unternehmen zwischen 2018 und 2020 gegründet worden. Die meisten Unternehmen arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bereich Erziehung und Kommunikation.
“Hessen ist seit Jahren ein immer wichtiger werdender Standort für Sozialunternehmer:innen. Privatwirtschaftliche Förderer und Hochschulen bauen den Bereich zunehmend aus”, so Birgit Heilig, Vorständin von SEND. Doch das alleine reiche nicht, es müsse sich auch politisch noch einiges tun, auch in Hessen.
Im Sommer 2020, nachdem der Begriff Social Entrepreneurship den Weg in den Koalitionsvertrag fand, hat das Wirtschaftsministerium in Hessen zusammen mit SEND das bundesweit erste Förderprogramm auf Landesebene für Sozialunternehmen aufgelegt: den Sozialinnovator Hessen. Das Förderprogramm bietet den Teilnehmer:innen Co-Working-Plätze, Workshops, individuelle Beratung und strebt die Verstetigung des Themas an. Über 120 Personen haben inzwischen an dem Programm teilgenommen.
Birgit Heilig ist die Projektleiterin seitens SEND für das Förderprogramm. “Wir wollen mit dem Programm das Thema Social Entrepreneurship als festen Themenschwerpunkt im hessischen Gründerökosystem etablieren”, so Heilig.
Der DSEM verdeutlicht, dass es noch immer große Hürden in der Infrastruktur gibt. In Hessen äußern über 70% der teilnehmenden Organisationen eine deutliche Unzufriedenheit mit der Politik – nur knapp 10 Prozentpunkte weniger als der bundesweite Durchschnitt. Laut der Studie gibt es auch in finanziellen Themen Nachholbedarf.
“Sozialunternehmertum ist ein wichtiger Baustein um gesellschaftlichen Problemen durch unternehmerische Innovationen zu begegnen. Deshalb ist es wichtig, bereits bei der Gründungsberatung die besonderen Anforderungen von Sozialunternehmer:innen zu berücksichtigen. Dafür ist der Sozialinnovator ein erster Baustein. Die identifizierten Hürden, vor allem im Bereich Finanzierung von Sozialunternehmertum nehmen wir sehr ernst.”, meint Kaya Kinkel, Sprecherin für Wirtschaft der GRÜNEN Landtagsfraktion Hessen. Kinkel hatte das Förderprogramm Sozialinnovator mit ins Leben gerufen und engagiert sich seit längerem für das Thema.
Befristet ist der Sozialinnovator aktuell bis Ende 2022. Was danach passiert, ist noch vollkommen offen. „Um die bisherigen Fortschritte nicht zunichte zu machen, muss die Politik hier nachlegen. Eine ressortübergreifende Koordination, das Aufsetzen zielgruppenspezifische Finanzierungsinstrumente sowie der Aufbau sozialer Gründungszentren sind elementare Bausteine“, meint Heilig.
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