Der Energiehunger des Internetknotens Rhein-Main muss nachhaltig gestillt werden. Mein Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau.
Die Digitalisierung schreitet schnell voran, schafft vielseitige Möglichkeiten sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich und ist fester Bestandteil unseres Alltags. Digitalisierung ist also enorm wichtig und die Chancen dahinter sind groß, auch für die Energiewende und den Klimaschutz. Doch sie ist ebenso ein zweischneidiges Schwert, das nicht nur Chancen mit sich bringt, sondern auch Risiken birgt. Grüne Politik muss beides können: Den steigenden Energieverbrauch reduzieren und Chancen der Digitalisierung nutzen.
In Frankfurt am Main befindet sich – gemessen am Datendurchsatz – mit dem DE-CIX der größte Internetknotenpunkt der Welt. Hochgeschwindigkeitsanspruch und Ausfallsicherheit erfordern eine große Nähe zum Internetknoten, weshalb das Rhein-Main Gebiet der Hotspot für Rechenzentren ist. Eine Folge daraus ist eine große Stromnachfrage vor Ort. Deshalb wird schnell deutlich: Digitalisierung und Energiepolitik müssen zusammen betrachtet werden. Wir müssen beide Herausforderungen gemeinsam angehen und den Ausbau erneuerbarer Energien wie auch den Ausbau der Rechenzentren als Grundlage für die Digitalisierung weiter ermöglichen.https://embeds.fanmatics.com/?campaignId=97418272&referrer=https%3A%2F%2Fwww.fr.de%2Frhein-main%2Fdigitalisierung-und-nachhaltigkeit-zusammen-90048447.html
Zunächst spielt der große Stromverbrauch eine wesentliche Rolle: Die Kühlung der Server braucht enorm viel Strom und ist damit der Hauptkostentreiber für die Betreiber der Rechenzentren. Doch schon die Bauweise kann den Energiehunger der Kühlung enorm reduzieren. Technische Möglichkeiten, wie beispielsweise der Einsatz von Freiluftkühlsystemen mittels wassergeführter Kühlung oder geothermal gekühlte Rechenzentren, können eine nachhaltige Lösung sein. Noch effizienter kann die Energie genutzt werden, wenn die entstandene Abwärme für die Wärmeversorgung umliegender Büro- oder Wohngebäude genutzt wird.
In vielen Teilen des Rhein-Main Gebiets (Frankfurt, Offenbach, Hanau) liegen Fernwärmenetze. Hier ist weitere anwendungsorientierte Forschung notwendig, um zu klären, wie die Abwärme der Rechenzentren für die Wärmeversorgung der Region genutzt werden kann. Dach- und Fassadenflächen von Rechenzentren eignen sich hervorragend für solare Energieerzeugung. Der selbst produzierte Strom kann komplett im Rechenzentrum verbraucht werden und verringert so die Abhängigkeit vom Netzstrom. Und natürlich ist auch der Bezug von Ökostrom wichtig und reduziert die CO2-Emissionen enorm.
Das Land Hessen kann mit gutem Beispiel vorangehen, indem es die eigenen Rechenzentren so energieeffizient wie möglich baut. Best-Practice-Beispiele wie der Green-IT-Cube in Darmstadt, Maincubes FRA01 in Offenbach oder Cloud&Heat in Frankfurt zeigen, wie die Chancen der innovativen Technologien und die Nutzung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz miteinander arbeiten können. Solche Beispiele darzustellen und den Wissenstransfer zu befördern, ist eine weitere Aufgabe, bei der das Land Hessen gefordert ist.
Um die verschiedenen Stakeholder (Interessensgruppen, d. Red.) wie Rechenzentrenbetreiber, Energieversorger, Netzbetreiber, Stadtplanung und Wissenschaft an einen Tisch zu bringen, muss das Land in seiner moderierenden Rolle weiter aktiv sein. Nur so können alle Potenziale, die Energieeffizienz von Rechenzentren zu steigern, genutzt werden. Es muss also ganzheitlich gedacht werden, damit Rechenzentren die produzierte Abwärme nutzen und dabei so wenig Energie verbrauchen wie möglich. Hier sind alle Akteure gefragt. Denn für uns Grüne ist klar: Mit einer guten Strategie passen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen.
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