Pressemitteilung
Im Rahmen eines Treffens zwischen Karin Müller, Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, der lokalen Wahlkreis-Abgeordneten Kaya Kinkel (beide Bündnis 90/Die Grünen), sowie Thomas Mühlhausen und Patrick Rehn vom Vorstand der Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer diskutierten die Teilnehmer auch über den Güterverkehr.
Karin Müller: „Seit Jahrzehnten wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn. Bislang fehlte es hierzu an Konzepten, denn selbst im kombinierten Verkehr zwischen Straße, Schiff und Schiene, wo Container, Sattelauflieger und Wechselbrücken auf dem Zug huckepack transportiert werden existieren meist nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen.“
Die GDLer schlagen daher kleinere Umschlagbahnhöfe mit einer mittleren Entfernung von 80 bis 100 Kilometern vor, welche von Güterzügen mehrmals täglich bedient werden. Patrick Rehn: „Man bricht das Prinzip eines Personenzugs mit Halt an verschiedenen Stationen auf den Güterverkehr herunter. Ein Zug, der beispielsweise von Hamburg nach Nürnberg oder von Mannheim nach Hannover fährt könnte unterwegs zum Auf- oder Abladen mehrmals halten und es so ermöglichen Fracht ins System einzustellen. Zudem würden die jeweiligen Regionen profitieren, wo das Frachtaufkommen für einen eigenen Direktzug bislang zu gering war: Es entstünden neue Direktverbindungen.“
Thomas Mühlhausen hierzu: „Diese Züge könnten eine perfekte Ergänzung sein, denn abseits der schnellen Punkt-zu-Punkt-Züge ist der Schienengüterverkehr aktuell nicht schnell genug. Er verliert viel Zeit mit Rangieren und Zugbildung – mitunter auch in den Umschlagbahnhöfen, die teilweise abseits liegen. Die Anlagen müssten unmittelbar an den Hauptstrecken entstehen, die Züge direkt in die entsprechenden Ladegleise einfahren können. Nach maximal einer dreiviertel Stunde muss der Zug wieder unterwegs sein.“ Diese Terminals könnten zudem das „Umsteigen“ von Fracht erleichtern: Besteht beispielsweise zwischen Start und Zielbahnhof keine Zugverbindung mit einem Güterzug machte bisher der Lkw das Rennen. Nun könnten jedoch der Container, Auflieger oder die Wechselbrücke unterwegs von einem auf einen anderen Zug umgeladen werden.
Mühlhausen hierzu: „Mit Hilfe von Adapatersystemen lässt sich heute auch nahezu jeder Lkw-Auflieger auf einen Zug verladen, zudem gibt es Container und Wechselbrücken für nahezu jedes Ladegut. Neben Palettenware existieren Behälter für Chemikalien, Pkw, Schüttgütern, Stahl, Papier, Holz und viele andere Güter. Aufwendige Spezialwaggons, die nur ein Ladegut transportieren sind nicht nötig, ein Stellplatz in einem Zug lässt sich während einer Fahrt und bei entsprechenden Halten nach dem Abladen eines Behälters sofort wieder neu nutzen.“
Kaya Kinkel begrüßt solche Ideen: „Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, denn durch falsche politische Vorgaben in der Vergangenheit an die Deutsche Bahn wurden tausende Gleisanschlüsse stillgelegt. In Bahnhöfen wurden Nebengleise entfernt, Weichen ausgebaut und die Kapazitäten, die wir heute dringender denn je bräuchten vernichtet. Was den Faktor Zeit und Geld angeht hat die Bahn bereits vor mehreren Jahrzehnten begonnen den Kampf gegen den Straßengüterverkehr zu verlieren. Es braucht daher neue Ideen, die den Bedürfnissen von Umwelt, Kunden und Wirtschaft gerecht werden. Hierzu könnten auch Hochschulen und Universitäten aus der Region eingebunden werden, um Lösungen für heute und morgen zu entwickeln.“
Karin Müller abschließend: „Der Güterverkehr auf der Schiene muss schneller und effektiver werden, ansonsten hat er beim Rennen um die Gunst der Kunden keine Chance. Daher braucht es auch hier neue Ideen und Konzepte, welche wir gerne aufgreifen. In diesem Zusammenhang erscheint es durchaus überlegenswert die notwendige Infrastruktur durch das Land zu schaffen. Wir wollen das Angebot für möglichst viele Unternehmen im Versand und Empfang, aber auch auf der Schiene attraktiv gestalten. Denn wie wir wissen haben nur wenige Unternehmen ein entsprechend hohes Aufkommen, dass sich für sie die Vorhaltung eines eigenen Gleisanschlusses rechnet. Sobald sich die Transportzeiten auf der Schiene verkürzen und es ein offenes System gibt, in dem ich mit meiner Fracht genauso unkompliziert einsteigen kann wie als Fahrgast in einen Zug wird es auch von alleine attraktiver und leistungsfähiger.“
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