Von Lisa Süß und Kaya Kinkel
Die Jahreszahlen in der Debatte um die Energiewende klingen futuristisch: Bis 2030 wollen wir hessischen GRÜNEN die Energieversorgung Hessens zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen decken. Die Landesregierung schaut noch weiter in die Zukunft und plant erst 2050 dieses Ziel zu erreichen. Heutige EntscheidungsträgerInnen können solche Zahlen leicht in den Raum werfen – sie müssen sich später nicht mehr dafür rechtfertigen. Die heutigen Mitglieder der Grünen Jugend Hessen werden 2050 jedoch Mitte 50 oder Anfang 60 sein.
Wie viel werden wir dann für Strom und Wärme zahlen? Einen angemessenen Preis, weil die Energiewende beherzt angepackt wurde und Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen dazu geführt haben, dass Energie weiterhin bezahlbar bleibt? Oder wird Stromversorgung zum Luxusgut? Gibt es in Nordhessen noch sauberes Grundwasser oder wurde es bei dem Versuch verseucht, Gas aus kilometertiefen Gesteinsschichten zu pressen? Wie steht es um die globale Erwärmung? Haben wir die Kohle- und Ölreserven der Erde bis dahin vollkommen ausgebeutet und den Klimawandel beschleunigt?
Damit es 2050 auf diese Fragen befriedigende Antworten gibt, müssen wir jetzt die richtigen Weichen stellen.
Dafür braucht es einerseits eine Regierung, in Land und Bund, die sich bei der Energiewende nicht auf die Vorschläge der vier großen Energiekonzerne verlässt, sondern couragiert vorangeht und mit verbindlichen Gesetzen Investitionssicherheit und Anreize schafft. Eine Regierung, die alle Institutionen und Unternehmen an den Kosten des notwendigen Umbaus beteiligt und sie nicht ausschließlich auf BürgerInnen und mittelständige Unternehmen abwälzt. Eine Regierung, die keine polemische Debatte über die steigenden Strompreise anzettelt, sondern zukunftsorientiert nach Lösungen sucht und für Akzeptanz in der Bevölkerung wirbt.
Denn sie spielen die eigentliche Hauptrolle: Die Bürgerinnen und Bürger. Damit die Energiewende gelingt, darf nicht die komplette Hoffnung auf neue Technologien und Großprojekte gelegt werden.
Ausschlaggebend ist ein verändertes Nutzungsverhaltens der VerbraucherInnen. Zukunftsorientierte Energiepolitik beinhaltet daher auch, den BürgerInnen die tatsächlichen Kosten von Atom- und Kohlestrom deutlich zu machen und praktikable, ressourcensparende Möglichkeiten aufzuzeigen. Genauso wichtig sind Investitionen in den dezentralen Ausbau vor Ort. 800 Millionen Euro haben 80.000 BürgerInnen alleine durch Bürgerenergiegenossenschaften in den letzten Jahren in die Energiewende investiert. Hinzu kommen die vielen Einzelinvestitionen in Solaranlagen, Gebäudesanierungen und Pelletheizungen. Diesen positiven Entwicklungen stehen auf der anderen Seite skeptische bis ablehnende Reaktionen auf die Energiewende gegenüber. Überwiegen diese Stimmen, wird die Energiewende an der mangelnden Akzeptanz scheitern.
Energiepolitik ist deshalb für uns als Grüne Jugend Hessen eines der wichtigsten aktuellen Handlungsfelder und zentral für echte Generationengerechtigkeit.
Traditionell spielen in der Politik die Interessen der zukünftigen Generation eine untergeordnete Rolle und kurzfristige Erfolge bestimmen die Ausrichtung der aktuellen Politik. Es muss schließlich die nächste Wahl gewonnen werden und wer verkündet schon gerne Maßnahmen, die auf den ersten Blick unpopulär sind? Wir als GRÜNE haben hier seit unserer Gründung einen anderen Blick und fordern seit jeher, Politik langfristig zu denken. Als eine der größten Industrienationen weltweit haben wir jetzt die Chance unseren Strom komplett aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Damit könnten wir international eine Vorbildsfunktion einnehmen und die Chancen der Menschen und der Umwelt in 2050 nicht beschneiden. Als Grüne Jugend Hessen werben wir deshalb im Wahljahr 2013 für unsere energiepolitischen Positionen und wollen (junge) BürgerInnen für die Energiewende begeistern.
Der Text erschien in der Grünfläche Ausgabe 4/12 (Mitgliederzeitschrift von Bündnis 90/DIE GRÜNEN Hessen).

Lisa Süß (geboren 1988) arbeitet für ein Unternehmen des Bundes im Bereich Entwicklungszusammenarbeit und ist frauenpolitische Sprecherin der Grünen Jugend Hessen
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