21. Mai 2012

Aus aktuellem Anlass: Zur Energiewende

Aktuell nicht aus dem Grund, weil dort große Schritte getan werden, sondern weil Merkel ziemlich eiskalt ihren Umwelt-/Energieminister Röttgen rausgeworfen hat. Ich fand eigentlich dass er, bis auf die geplante und gescheiterte Einspeisekürzung nicht allzu großen Unsinn in seinem Ministerium gemacht hat. Wir werden sehen wie Peter Altmaier als sein Nachfolger die Energiewende voranbringen wird.
Bei dem ganzen Postengeschachere frage ich mich aber immer eins:
Altmaier hat vielleicht noch 1,5 Jahre in diesem Ministerium und muss sich in diese ganze Thematik erstmal einarbeiten. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass er als fachfremder in diesem Ressort wesentlich viel voranbringen wird in dieser Zeit.

Fakt ist, dass sich auf Bundesebene nicht sehr viel Richtung Energiewende bewegt. Dafür je weiter man in den Ebenen nach unten geht, umso mehr. Am meisten passiert natürlich vor Ort, dort wo die Anlagen auch entstehen.

Es gibt eine schöne Grafik, welche die Eigentumsrechte von Erneuerbaren-Energieanlagen zeigt. Das Klaus Novy Institut hat in einer Studie erforscht, wem die Erneuerbaren Energien gehören, die im Jahr 2010 zugebaut wurden.
Das Ergebnis finde ich großartig und ist hier auf der Grafik zu sehen: Die vollständige Studie vom Klaus-Novy-Institut gibt es hier.

Die Grafik zeigt  ziemlich Eindrucksvoll, dass Privatpersonen und Landwirten die Hälfte aller Erneuerbaren Energieanlagen gehört. Im Vergleich dazu, den großen vier Energieversorgern (Eon, EnBW, Vattenfall, RWE) gehören nur rund 6,5% der Anlagen. Auch wenn man durch den Medienwirbel meinen könnte, sie sind Vorreiter in Sachen Erneuerbare. (Ich denke dabei z.B. an den Werbespot mit dem RWE-Riesen der von Greenpeace hier sehr schön entlarvt wurde: http://www.youtube.com/watch?v=aTjHASBVA0Y). Der notwendige Umbau von einem zentralen zur dezentralen Energieversorgung ist im Gang.

„Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“

Dieser Satz stammt von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und ist in diesem Jahr, welches von den Vereinten Nationen als Internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen wurde, so aktuell wie nie.

Der Vorteil von Genossenschaften ist, dass jedes Mitglied, egal wie viele Anteile er/sie besitzt, nur ein Stimmrecht hat. Das macht eine Genossenschaft zu einer sehr demokratischen Form von Unternehmen.

Besonders Energiegenossenschaften erleben momentan einen Boom. Der Vorwurf, nur wohlhabende Menschen können sich an der Energiewende beteiligen ist somit nur noch bedingt haltbar. Klar, da jeder die EEG-Umlage zahlen muss, werden auch Geringverdiener nicht ausgeschlossen. Es stimmt auch, dass überwiegend Hausbesitzer in Erneuerbare Energien investieren, da sie eine Dachfläche besitzen und sich das eher leisten können.

Durch Energiegenossenschaften erhält aber jeder die Möglichkeit, in Erneuerbare zu investieren. Und oft schon ab geringen Beträgen, so dass kaum eine Bevölkerungsgruppe ausgeschlossen ist, von Erneuerbaren Energien zu profitieren. Betrachtet man gesamtwirtschaftlich die Wirkungen von Erneuerbaren, so ist das soziale Argument noch weniger haltbar. Der Umbau zu einer dezentralen, erneuerbaren Energieversorgung die nicht mehr von vier großen Unternehmen dominiert wird steigert gesamtwirtschaftlichen Wohlstand. Über eine Millionen Jobs entstehen durch die Energiewende, die Wertschöpfung entsteht vor Ort und nicht bei Ölscheichs in fernen Ländern, Klimaschutz oder Importunabhängigkeit sind nur einige Argumente.

Bei uns in Wildeck wurde vor kurzem die Wildecker Energiegenossnschaft gegründet, die WEG eG. In kurzer Zeit haben sich in unserer knapp 6000- Einwohner Gemeinde über 70 Genossenschaftsmitglieder gefunden.

Das erste Projekt wurde bereits realisiert, eine Dachanlage auf dem Bauhof. Gerade wird in windeseile, vor Kürzung der Einspeisevergütung noch die Freiflächenanlage fertiggestellt. Infos gibt es hier: http://www.weg-wildeck.de/ – übrigens können auch nicht-Wildecker Mitglied werden 😉

Die Energiewende ist glaube ich auf einem ganz guten Weg. Ein großer Teil der Gesellschaft hat verstanden, dass sie notwendig ist und dass wir unser Energiesystem umstellen müssen. Die Herausforderung wird es jetzt werden, das „Not in my backyard“-Denken durch Transparenz und Dialog zu überwinden.

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